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Trost

Auszüge von Bildern und Texten aus dem Buch "Trost durch deiner Seele Kraft, Ernst von Dombrowski - Holzschneider, Zeichner, Maler, Dichter"

ZURUF

Ich bin nicht mehr-
und bleibe doch bei Euch.
In Euren Herzen will ich auferstehn,
als leise Mahnung mit durchs Leben gehn.
Bleibt treu und tapfer,
glaubt an das Gute,
an das Licht,
das immer wieder
durch die Wolken bricht.
Sorgt, daß das Leben, daß die Erde
durch Euer Leuchten heller werde,
seid Strahlen,
von dem großen Licht entzündet,
aus dem Ihr kamt,
in das Ihr mündet.

Lia Sutter

 

Es ist die Stille, das Beschwören
Von Licht für einen dunklen Raum.
Die Stimmen innen, die wir hören,
Verweben Wirklichkeit und Traum.

Es ist das Wachstum aus dem Schweigen,
Das Wunder des Verwandeltseins.
Geburt und Tod. Sie beide zeigen
Als Einheit sich des großen Seins.

Es ist die Vielzahl der Gestirne
Als offenbarte Heiligkeit.
Und über Meer und über Firne
Vollzieht sich eine neue Zeit.

Es ist, und nicht zuletzt ein Sehnen
Nach Frieden über jedem Land.
Und ein sich selber sicher wähnen,
In einer unsichtbaren Hand.

Friedrich Karl Witt

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LEBENSWEG

Leben, neigst du zur Wende?
Weht´s schon kühl durch die Abendwelt?
Lächelnd grüß´ ich das Ende,
Siehe, leer meine Hände
Keine Ketten, die hemmt und hält.

Leben, was du geboten,
Edleres weiß ich mir nicht,
Als durch den Abend, den roten,
Hinabzugehn zu den Toten,
Frei und mit lächelndem Angesicht!

Lulu von Strauß und Torney

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HEIMKEHR

Wenn meine Schritte verklungen,
und meine Stimme verweht,
wenn mein letztes Lied
wie ein Lächeln
über die Felder geht,
wenn nichts sonst geschieht,
als daß zärtlich
der Wind durch die Gräser fährt
dann ist meine suchende Seele
endlich heimgekehrt.
Heim in den Ursprung der Dinge
in Gottes Schoß.
Es umfängt mich nun
Gottes Liebe grenzenlos.

Ursel Peter

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DIE HERBERGSUCHE

Niemand kann wissen, ob er
morgen noch einen Platz,
einen sichtbaren Platz haben wird,
wo er sein müdes Haupt niederlegen kann.
Es hat keinen Sinn, ein Leben lang
um diesen Platz zu bangen -
Er ist mit nichts zu erkaufen.
Am Ende aber bekommt ihn jeder
von uns geschenkt.

Ernst von Dombrowski

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Die Seele, die aus dem Geheimnis der Ewigkeit stammt, ist ein gar zartes Wesen, das den Druck des Daseins nicht aushalten könnte, und der Erde gar bald wieder davonflattern möchte, wenn nicht die ewige Vorsehung für ein starkes Band gesorgt hätte, welches sie fest an das irdische Dasein knüpft: Die Liebe.

Hans Thoma

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Du gingst in Sommerhelle
im frohen Jugendkleid
über die dunkle Schwelle -
mein Herze schrie vor Leid.

Nun über allen Landen
rauscht wieder der Frühling her,
bin ich ganz still geworden:
ich liebe dich nur noch mehr.

Georg Stammler

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DIE ZUGVÖGEL

Golden ist der Abendhimmel,
und verklärt ist die Welt
Erd´und Himmel sind verzücket
zueinander nun gesellt.

Und ich rast´ vor weiter Reise,
kühler mahnt der Abendwind,
eine wunderbare Weise
streicht sanft mich und gelind.

Ernst von Dombrowski

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EWIGER TROST

Über all deinem Leid
schwingt ein funkelnder Lichterkranz.
Um eines Herzens blutenden Dornenkranz
weben stille Gestirne Vergessenheit,
wirken und weben aus ewigem Glanz.

In die sterntiefe Nacht
leg´dein zitterndes Herz zur Ruh.
Steter Wandel deckt alle Wunden zu,
löscht die Flamme, löst ihre Todesmacht.
Glaub´, deine Väter, sie litten wie du.

Erwin Guido Kolbenheyer
 

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"Fürchte Dich nicht," sagte der
kleine Schutzengel zum Löwen "es kann
dir nichts geschehen, ich bin ja bei Dir."

Ernst von Dombrowski aus
"Der liebe Gott und das Tier."
 

 

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Im Kirchhof brennt das stille Licht.
die Toten ruhen, weine nicht.
Geborgen in der Erd,
vergeht der Keim, um daß er aufersteht.

Der Nebel hüllt das stille Land,
die Kerze ist herabgebrannt.
Laß frosten, laß vergehn, laß schnein.
Der Mensch muß wach und einsam sein.

Josef Weinheber

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Ich entfernte mich immer mehr von den Gedanken, die ich sonst an Tod und Leben knüpfte. Der erstere verlor das schreckenhafte für mich, und täglich kam ich der Erkenntnis näher, daß der Tod eine der Epochen des Lebens darstellt, das nicht aufhört.
Ich kam dahin, geduldig, ja freudig den Tod zu erwarten und ihm entgegenzusehen. Die Zuversicht eines fortgesetzten Lebens erstarkte derart in mir, daß alle Zweifel kraftlos dahinschwanden und of ein freudiger Schrei sich meiner Brust eintringen wollte, wie der eines neugeborenen Kindes. Ein unendliches Glücksgefühl erfüllte meine Seele, und ich wartete auf den Tod wie auf einen guten, lieben Freund.

Leo Tolstoi

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Höchste Herrscherin der Welt,
lasse mich im blauen,
ausgespannten Himmelszelt
dein Geheimnis schauen.
Billige, was des Mannes Brust
ernst und zart beweget
und mit heiliger Liebeslust
dir entgegenträget.
Unbezwinglich unser Mut,
wenn du hehr gebietest,
plötzlich mildert sich die Glut,
wie du uns befriedest.
Jungfrau, rein im schönsten Sinn,
Mutter, Ehren würdig,
uns erwählte Königin,
Göttern ebenbürtig.

Goethe, Faust II

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SPRUCH FÜR EINE SONNENUHR

Der Tag geht über mein Gesicht.
Die Nacht, sie tastet leis vorbei.
Und Tag und Nacht ein gleich´ Gewicht
Und Nacht und Tag ein Einerlei.
Es schreibt die dunkle Schrift der Tag
Und dunkler noch schreibt sie die Nacht.
Und keiner lebt, der deuten mag
Was beider Schatten ihm gebracht.
Und ewig kreist die Schattenschrift.
Lebelang stehst du im dunklen Spiel,
Bis dich des Spieles Deutung trifft:
Die Zeit ist um, du bist am Ziel.

Rudolf G. Binding

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Ernst von Dombrowski
12. September 1896 - 14. Juni 1985

Träger des Großen Verdienstkreuzes
für Kunst und Wissenschaft
der Republik Österreich
Ehrenbürger von Siegsdorf/Oberbayern.